Im Bauprojektmanagement ist es unerlässlich, dass alle Beteiligten dieselbe Sprache sprechen – besonders, wenn es um Fachbegriffe und Abkürzungen wie BGF, NRF und KGF geht. Gerade bei Flächenkennzahlen und im Kontext von BIM kann es schnell zu Missverständnissen kommen, wenn Begriffe unterschiedlich interpretiert oder verwendet werden. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf die Definitionen und Abgrenzungen: Denn nur mit einer gemeinsamen, präzisen Begriffswelt lassen sich Projekte erfolgreich, effizient und ohne Reibungsverluste umsetzen.
Heute möchten wir uns daher den zentralen Flächenangaben aus der DIN 277 widmen: der Brutto-Grundfläche (BGF), der Netto-Raumfläche (NRF) und der Konstruktions-Grundfläche (KGF). Diese Kenngrößen sind nicht nur im Architektur- und Bauingenieurwesen von Bedeutung, sie spielen ebenso eine entscheidende Rolle in der Projektentwicklung, im Immobilieninvestment und letztlich auch für die Nutzenden.
Was bedeuten diese Flächenarten eigentlich genau und wie hängen sie zusammen?
Die Brutto-Grundfläche (BGF): das große Ganze
Die Brutto-Grundfläche (BGF) ist nach DIN 277 definiert als die Summe aller Grundflächen aller Geschosse eines Bauwerks. Das bedeutet, dass sowohl die nutzbaren als auch die nicht nutzbaren Flächen, einschließlich Keller, Dachböden und sogar Staffelgeschosse, in die Berechnung einfließen. Sie wird in Quadratmetern (m²) angegeben.
Weshalb ist die BGF so wichtig?
Die BGF ist weit mehr als nur eine Rechengröße. Sie dient als Grundlage für zahlreiche Entscheidungen und Prozesse im Bauprojekt:
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Kostenkalkulation: Die BGF ist die Basis für die Ermittlung der Baukosten gemäß DIN 276. Anhand der BGF lassen sich die Kosten für Baukonstruktionen, technische Anlagen sowie die Ausstattung präzise kalkulieren.
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Flächenmanagement: Die BGF gibt Aufschluss über die Gesamtfläche eines Gebäudes und ist somit entscheidend für die Planung und Bewertung von Immobilien.
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Rechtliche Aspekte: Die BGF beeinflusst rechtliche Belange wie Baugenehmigungen und Abstandsflächenregelungen.
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Immobilienbewertung: Die BGF dient als Grundlage für die Ermittlung der Grundsteuer und des Gebäudewerts.
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Raumgestaltung: Die BGF bestimmt die verfügbare Gesamtfläche und beeinflusst somit die Raumgestaltung und Einrichtung.
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BIM: In der Bauwerksdatenmodellierung (BIM) ist die BGF eine Schlüsselgröße, die in das BIM-Modell integriert wird. Dies ermöglicht eine effiziente Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten und eine optimierte Ressourcennutzung.
Die BGF im Kontext der Digitalisierung
Insbesondere im Zeitalter der Digitalisierung und des Building Information Modeling (BIM) gewinnt die BGF eine neue Bedeutung. Durch die Integration der BGF in das BIM-Modell können alle Projektbeteiligten jederzeit auf aktuelle und präzise Flächeninformationen zugreifen. Dies ermöglicht eine fundierte Entscheidungsfindung, eine optimierte Planung und eine effiziente Steuerung des Bauprojekts.
- Flächen unter konstruktiven Hohlräumen (z. B. über abgehängten Decken)
- Spitzböden und Kriechkeller, die ausschließlich der Wartung dienen
- Nicht überdachte Außentreppen, Terrassen und Rampen Lufträume mit einem Querschnitt größer 1 m²
- Dachflächen, Wartungsgänge und nicht nutzbare Hohlräume
Vermeiden Sie Verwechslungen: BGF vs. Bruttogeschossfläche
Oftmals wird die BGF fälschlicherweise mit der Bruttogeschossfläche gleichgesetzt. Die Bruttogeschossfläche ist jedoch keine normierte Größe und sollte daher vermieden werden. Verwenden Sie stattdessen immer den klar definierten Begriff der Brutto-Grundfläche.
Die Netto-Raumfläche (NRF): der nutzbare Raum
Die Netto-Raumfläche (NRF) ist gemäß DIN 277 die Summe aller nutzbaren Flächen eines Bauwerks. Sie ist ein Teil der BGF und setzt sich aus der Nutzungsfläche (NUF), der Verkehrsfläche (VF) und der Technikfläche (TF) zusammen.
Die Nutzungsfläche (NUF): die Zweckerfüllung
Die Nutzungsfläche (NUF) ist der Teil der Netto-Raumfläche (NRF), der dem eigentlichen Zweck des Gebäudes oder Raumes dient. Es handelt sich um die Fläche, die für die spezifische Nutzung des Gebäudes zur Verfügung steht, beispielsweise zum Wohnen, Arbeiten, Lernen, Produzieren oder Verkaufen. Die Nutzungsfläche ist also der Bereich, in dem die Hauptaktivitäten stattfinden, für die das Gebäude konzipiert wurde.
Die Verkehrsfläche (VF): die Bewegung
Die Verkehrsfläche (VF) ist ein weiterer Bestandteil der Netto-Raumfläche (NRF) und umfasst alle gemeinschaftlich genutzten Flächen, die der Erschließung und dem Verkehr innerhalb des Gebäudes dienen. Sie ermöglicht den Zugang zu den Nutzungsflächen und anderen Bereichen des Gebäudes. Dazu gehören Flure, Treppen, Aufzugsvorräume, Eingangsbereiche und ähnliche Flächen, die für die Bewegung von Personen und Gütern innerhalb des Gebäudes erforderlich sind.
Die Technikfläche (TF): der Gebäudebetrieb
Die Technikfläche (TF) ist der dritte Bestandteil der Netto-Raumfläche (NRF) und umfasst alle Flächen, die für die Unterbringung technischer Anlagen und Einrichtungen benötigt werden, die für den Betrieb des Gebäudes erforderlich sind. Dazu gehören beispielsweise Heizungsräume, Lüftungszentralen, Klimaanlagenräume, Elektroverteilungen, Sanitärräume und ähnliche Flächen, die der Ver- und Entsorgung des Gebäudes dienen.
Was zählt außerdem zur NRF?
Neben den oben genannten drei großen Gruppen von Flächenarten zählen einige weitere Bestandteile zur NRF:
- Wandöffnungen und Wandnischen (größer 1 m²)
- Baukonstruktive Einbauten (z. B. Einbaumöbel, Einbauküchen)
- freiliegende und fest eingebaute technische Anlagen (z. B. Leitungen, Heizungsgeräte)
- Installations- und Aufzugsschächte (größer 1 m²)
Konstruktive Vor- und Rücksprünge, Fuß- und Sockelleisten, Schrammborde sowie vorstehende Teile von Fenster- und Türbekleidungen zählen nicht zur NRF.
Die Konstruktions-Grundfläche (KGF): Das tragende Element
Die Konstruktions-Grundfläche (KGF) ist nach DIN 277 die Summe der Grundflächen der aufgehenden Baukonstruktionen eines Bauwerks. Sie umfasst also die Flächen der Wände, Stützen, Pfeiler und Schornsteine.
Die Außenwand-Konstruktions-Grundfläche (AKF): die äußere Hülle
Die Außenwand-Konstruktions-Grundfläche (AKF) ist gemäß DIN 277 die Summe der Grundflächen aller Außenwände eines Bauwerks. Sie umfasst die Fläche, die von den Außenwänden eines Gebäudes eingenommen wird. Die AKF bildet die äußere Hülle des Bauwerks und trägt maßgeblich zur Stabilität und zum Schutz vor Witterungseinflüssen bei.
Die Innenwand-Konstruktions-Grundfläche (IKF): das tragende Innere
Die Innenwand-Konstruktions-Grundfläche (IKF) ist gemäß DIN 277 die Summe der Grundflächen aller tragenden Innenwände eines Bauwerks. Sie umfasst die Fläche, die von den tragenden Innenwänden eingenommen wird. Die IKF bildet das tragende Innere des Bauwerks und sorgt für die notwendige Stabilität und Lastverteilung innerhalb des Gebäudes.
Die Trennwand-Grundfläche (TGF): die flexible Raumaufteilung
Die Trennwand-Grundfläche (TGF) ist gemäß DIN 277 die Summe der Grundflächen aller nicht tragenden Trennwände eines Bauwerks. Sie umfasst die Fläche, die von den Trennwänden eingenommen wird. Die TGF ermöglicht eine flexible Raumaufteilung innerhalb des Bauwerks, ohne die Stabilität des Gebäudes zu beeinträchtigen.
Was gehört auch zur KGF?
Neben den oben genannten drei großen Gruppen von Flächenarten zählen auch folgende Bestandteile zur KGF:
- Wandöffnungen und Wandnischen (bis maximal 1 m²)
- Raumhohe Vermauerungen und Vorwandinstallationen und Bekleidungen
- Installationshohlräume und Wandschlitze
- Installations- und Aufzugsschächte (bis maximal 1 m²)
Kurz und knapp
Die Brutto-Grundfläche (BGF) umfasst die Gesamtheit der Grundflächen aller Geschosse eines Bauwerks. Sie setzt sich zusammen aus den nutzbaren Flächen bzw. Räumen (Netto-Raumfläche = NRF) und den nicht nutzbaren Flächen der konstruktiven Bauteile wie Wände und Stützen (Konstruktions-Grundfläche = KGF).
Nicht zur BGF zählen nicht nutzbare Flächen wie Hohlräume über abgehängten Decken, kleine Deckenöffnungen, Wartungs- / Inspektionsflächen und Kriechgänge, nicht konstruktiv verbundene Außentreppen und Terrassen, nicht zugängliche Dachräume sowie Abstellflächen und Zugangswege für technische Anlagen auf dem Bauwerk.
Die Berechnung der BGF erfolgt nach DIN 277 und dient als Mengen- und Bezugseinheit zur Ermittlung der Baukosten nach DIN 276. Die BGF ist ein wesentlicher Faktor bei der Immobilienbewertung, der Grundsteuerberechnung und in der Bauplanung.
Sie haben Fragen? Wir sind für Sie da!
Präzises Flächenmanagement ist ein wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Bauprojekte, insbesondere im Kontext der digitalen Transformation. Wenn Sie Fragen rund um die Projektsteuerung, zur DIN 277 oder zu Flächenberechnungen haben, stehen wir Ihnen mit unserer Expertise gerne zur Seite.
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