Nachhaltiges Bauen gewinnt zunehmend an Bedeutung – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht. Für Bauherrschaften, Projektentwickelnde, Architekturbüros und Fachplanende stellt sich dabei häufig die Frage: Welche Kosten entstehen durch eine Nachhaltigkeitszertifizierung und wie wirtschaftlich ist diese Investition? Insbesondere die DGNB-Zertifizierung gilt als Maßstab für nachhaltige Bauqualität. Mit diesem Artikel erhalten Sie einen kompakten und praxisorientierten Überblick zu Kosten, Nutzen und Wirtschaftlichkeit. Sie erfahren, worauf es bei der nachhaltigen Projektsteuerung wirklich ankommt – und wie Sie von einer Zertifizierung profitieren können.
Sind die Mehrkosten gerechtfertigt? Lohnt sich der Aufwand für Ihr Projekt? Bevor wir tiefer in diesen Bereich eintauchen, werfen wir noch einmal einen kurzen Blick auf den Umfang einer DGNB-Zertifizierung.
Ein umfassendes Werkzeug für zukunftsfähige Bauprojekte
Die DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) bewertet Gebäude ganzheitlich nach ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen und technischen Kriterien. Dabei fließen Aspekte wie Ressourceneffizienz, Nutzerkomfort, Energieverbrauch und Lebenszykluskosten ein. Die Zertifizierung erfolgt dann in mehreren Stufen: von der Vorzertifizierung über das Zertifikat selbst bis zur Re-Zertifizierung während des Gebäudebetriebs.
Einen detaillierteren Einblick in das Thema erhalten Sie in unseren News-Beiträgen „DGNB-Zertifizierungen – Grundlagen und Perspektiven“ und „DGNB – ganzheitliche Lösungen mit Mehrwert“.
Diese Kosten sollten Sie einplanen
Eine DGNB-Zertifizierung ist eine Investition in die Zukunft Ihres Bauprojekts. Doch wie bei jeder unternehmerischen Entscheidung stellt sich die Frage nach den konkreten Kosten. Die gute Nachricht: DGNB-Zertifizierungen sind kalkulierbar. Die Gebührenstruktur ist transparent, die Hauptkostenpositionen sind bekannt und planbar. Neben den offiziellen Zertifizierungsgebühren entstehen weitere Aufwände, die Sie von Beginn an mitdenken sollten. Wir zeigen Ihnen, welche Kostenpositionen typischerweise zusammenkommen und wie Sie diese realistisch einschätzen – damit Sie Ihr Projekt sicher kalkulieren können.
Zertifizierungsgebühren – planbar und projektabhängig
Was kostet eine DGNB-Zertifizierung eigentlich? Die Antwort hängt vor allem von der Projektgröße und einer Mitgliedschaft bei der DGNB ab. Je nach Bruttogrundfläche, Gebäudetyp und Nutzungsprofil fallen unterschiedliche Gebühren an – für Mitglieder bewegen sich diese bei Bürogebäuden zwischen 2.000 und 12.000 Euro, Nicht-Mitglieder zahlen entsprechend mehr.
Beispielsweise kostet gemäß der aktuellen Gebührenordnung (Version 2023) ein Bürogebäude mit 10.000 m² BGF im Nutzungsprofil „Neubau Büro“ für ein DGNB-Mitglied 7.200 € netto für das Zertifikat. Wird zusätzlich ein Vorzertifikat gewünscht, kommen 2.400 € hinzu – Gesamtbetrag: 9.600 € netto. Für Nicht-Mitglieder beträgt der Gesamtbetrag 11.520 € netto.
Quelle: DGNB System Gebäude Neubau, Version 2023
Honorare für DGNB-Auditor und DGNB-Auditorinnen – individuelle Begleitung, individueller Aufwand
Ein zentrales Element der DGNB-Zertifizierung ist die Begleitung durch zugelassene Auditierende – sie ist verpflichtend und wird separat vertraglich geregelt. Die Honorare sind nicht Teil der offiziellen Zertifizierungsgebühren und richten sich nach dem konkreten Projektumfang.
Für ein Bürogebäude mit ca. 10.000 m² BGF liegen die Honorare typischerweise zwischen 15.000 € und 25.000 € netto – abhängig von Komplexität, Zertifizierungsumfang und gewünschter Projektbegleitung.
Quellen: eigene Erfahrungswerte, DGNB-Akademie und DGNB-Fachveranstaltungen.
Zusätzliche Nachweise – Aufwand mit strategischem Nutzen
Für bestimmte Nachweise wie Ökobilanzen, Lebenszykluskostenberechnungen oder bauökologische Gutachten fallen zusätzliche Kosten an. Diese Leistungen sind projektabhängig und häufig entscheidend für eine erfolgreiche Zertifizierung.
Typische Kostenbeispiele zur Orientierung:
- Ökobilanz (LCA): 3.000 € bis 6.000 € netto
- Lebenszykluskostenberechnung (LCC): 2.000 € bis 4.000 € netto
- Bauökologische Bewertung: 1.500 € bis 3.000 € netto
Quellen: eigene Erfahrungswerte, DGNB-Akademie und DGNB-Fachveranstaltungen.
Die Kosten für eine DGNB-Zertifizierung umfassen also mehrere Bereiche und erhöhen das benötigte Investment in ein Bauprojekt. Die entscheidende Frage bleibt: Rechtfertigt der Nutzen diese Investition?
Das bringt Ihnen eine DGNB-Zertifizierung: die langfristigen Erfolgseffekte
Eine DGNB-Zertifizierung zahlt sich nicht nur heute aus, sondern entfaltet ihre volle Wirkung über die gesamte Lebensdauer Ihres Gebäudes. Während die Investitionskosten einmalig anfallen, profitieren Sie Jahr für Jahr von den positiven Effekten: niedrigere Betriebskosten, höhere Marktakzeptanz, bessere Finanzierungskonditionen und zukunftssichere Compliance. Diese Vorteile verstärken sich sogar mit der Zeit, da Nachhaltigkeitsstandards zunehmend zum Marktstandard werden. Die vier wichtigsten Nutzenfelder im Überblick:
Lebenszykluskosten im Blick – schon bevor gebaut wird
Nachhaltigkeit beginnt nicht erst auf der Baustelle, sondern in der Planung. Wer früh auf ressourceneffiziente und langlebige Lösungen setzt, kann Betriebs- und Instandhaltungskosten gezielt reduzieren. Genau hier setzt die DGNB-Zertifizierung an: Sie bewertet die Lebenszykluskosten eines Gebäudes ganzheitlich – und schafft damit eine fundierte Entscheidungsgrundlage für wirtschaftlich tragfähige Baukonzepte. Das Ergebnis: nachhaltige Qualität, die sich über die gesamte Nutzungsdauer rechnet.
Stärker am Markt – und das sichtbar
DGNB-zertifizierte Gebäude haben einen klaren Vorteil: Sie überzeugen durch geprüfte Nachhaltigkeit – und das wirkt. Am Markt positionieren sich solche Projekte als qualitätsgesichert und zukunftsorientiert, was zu höheren Verkaufspreisen und besserer Vermietbarkeit führt. Auch Image und Markenwert profitieren: Wer nachhaltig baut, zeigt Verantwortung – und differenziert sich positiv im Wettbewerb. In einem zunehmend ESG-geprägten Umfeld kann genau das über neue Partnerschaften oder Auftragschancen entscheiden.
Finanzierung und Förderung – Nachhaltigkeit öffnet Türen
Nachhaltigkeit zahlt sich aus, auch bei der Finanzierung. Immer mehr Banken, Fonds und institutionelle Investierende honorieren zertifizierte Gebäude mit besseren Kreditkonditionen oder vereinfachten Entscheidungswegen. Zudem setzen zahlreiche öffentliche Förderprogramme eine DGNB-Zertifizierung (oder vergleichbare Nachweise) voraus. Wer hier frühzeitig die Weichen stellt, kann nicht nur Kosten senken, sondern auch zusätzliche Mittel erschließen. Die DGNB-Zertifizierung schafft also finanzielle Spielräume und stärkt gleichzeitig die Investitionssicherheit.
Sicher in die Zukunft – mit System
Die regulatorischen Anforderungen an Bauprojekte steigen. Stichworte: EU-Taxonomie, ESG-Richtlinien oder die Klimaziele der Bundesregierung. DGNB-zertifizierte Gebäude sind hier klar im Vorteil: Sie erfüllen systematisch dokumentierte Nachhaltigkeitskriterien und reduzieren so das Risiko späterer Nachbesserungen oder rechtlicher Unsicherheiten. Gleichzeitig hilft der strukturierte Zertifizierungsprozess dabei, Planungs- und Umsetzungsrisiken frühzeitig zu erkennen und gezielt zu steuern. Für Bauherrschaften bedeutet das: mehr Sicherheit – heute und morgen.
Weitere Vorteile einer Zertifizierung beleuchten wir in unserem News-Beitrag „Wissen kompakt: Nachhaltigkeit zahlt sich aus – 9 Vorteile“ ausführlicher.
Die genannten Nutzenaspekte wirken sich besonders bei größeren, langfristig genutzten und marktrelevanten Immobilien direkt positiv auf die Wirtschaftlichkeit aus. Doch gilt das für jedes Bauprojekt?
Zertifizierung um jeden Preis? Wo der wirtschaftliche Nutzen seine Grenzen hat
Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck, sondern muss wirtschaftlich überzeugen. Trotz aller Vorteile gibt es Situationen, in denen eine DGNB-Zertifizierung nicht das optimale Kosten-Nutzen-Verhältnis bietet. Eine ehrliche Betrachtung dieser Grenzen hilft Ihnen, die richtige Entscheidung für Ihr Projekt zu treffen. Denn nicht jede Immobilie profitiert gleichermaßen von einer Zertifizierung. Faktoren wie Projektgröße, Nutzungsdauer, Zielmarkt und regionale Gegebenheiten beeinflussen die Wirtschaftlichkeit erheblich.
Im Folgenden stellen wir die drei kritischsten Bereiche vor, in denen die Wirtschaftlichkeit einer Zertifizierung besonders sorgfältig geprüft werden sollte:
Kleine Projekte, große Hürden – wenn der Aufwand das Volumen übersteigt
Bei kleinen Bauvorhaben stellt die DGNB-Zertifizierung eine besondere wirtschaftliche Herausforderung dar. Zwar sind die offiziellen Zertifizierungsgebühren der DGNB nach Projektgröße gestaffelt und für kleine Projekte reduziert, doch die projektabhängigen Zusatzkosten – insbesondere für Auditierendenhonorare und erforderliche Gutachten – bleiben nahezu konstant. Dadurch ist der relative Kostenaufwand bei kleinen Projekten im Vergleich zum Gesamtvolumen deutlich höher als bei Großprojekten. Dies kann dazu führen, dass der wirtschaftliche Nutzen einer Zertifizierung bei kleinen Bauprojekten durch die verhältnismäßig hohen Zusatzkosten deutlich geschmälert wird.
Regionale Unterschiede – wo grüne Siegel noch keinen Marktwert haben
Der wirtschaftliche Nutzen einer DGNB-Zertifizierung ist stark abhängig von der Marktakzeptanz in der jeweiligen Region und im relevanten Marktsegment. Während in urbanen Zentren und bei institutionellen Investierenden Nachhaltigkeitssiegel zunehmend als Qualitäts- und Wertsteigerungsmerkmal anerkannt werden, bleibt ihr ökonomischer Vorteil in ländlichen Regionen oder weniger sensibilisierten Nutzendengruppen oft gering. In solchen Märkten hat die Zertifizierung aktuell wenig Einfluss auf Vermarktungserfolg, Mietpreise oder Finanzierungskonditionen. Daher lohnt sich eine DGNB-Zertifizierung wirtschaftlich vor allem dort, wo Nachhaltigkeit bereits ein entscheidendes Kriterium für Investierende, Nutzende oder Finanzierende ist.
Liquiditätsplanung – diese Vorlaufkosten müssen Sie stemmen können
Die DGNB-Zertifizierung bringt zusätzliche Anfangskosten für Zertifizierungsgebühren, Auditierendenhonorare und erforderliche Nachweise mit sich, die bereits in frühen Projektphasen das Budget belasten. Auch wenn diese Investitionen im Lebenszyklus des Gebäudes durch Mehrwerte wie bessere Vermarktungschancen oder günstigere Finanzierungskonditionen ausgeglichen werden können, ist eine solide Liquiditäts- und Finanzplanung unerlässlich.
Fazit
Eine DGNB-Zertifizierung lohnt sich wirtschaftlich vor allem bei größeren und langfristig genutzten Projekten. Die initialen Kosten für Zertifizierung, Auditierende und Nachweise werden durch langfristige Einsparungen bei Betriebskosten, bessere Vermarktungschancen und attraktivere Finanzierungskonditionen in der Regel mehr als ausgeglichen. Hinzu kommen Image- und Wettbewerbsvorteile sowie die Sicherheit gegenüber künftigen regulatorischen Anforderungen.
Bei kleineren Projekten, kurzen Nutzungszyklen oder in wenig nachhaltigkeitsaffinen Märkten sprechen die wirtschaftlichen Argumente jedoch oft gegen eine Zertifizierung. Hier können die Kosten den erzielbaren Nutzen übersteigen. Wer dennoch zertifizieren möchte, sollte auf eine professionelle Projektsteuerung setzen, um Aufwände zu minimieren und Synergien optimal zu nutzen.
In jedem Fall ist eine realistische Analyse der eigenen Ziele, Rahmenbedingungen und finanziellen Möglichkeiten daher unerlässlich und bildet die Grundlage für eine fundierte Entscheidung über die Durchführung einer DGNB-Zertifizierung.
Diederichs begleitet Sie kompetent und praxisorientiert auf dem Weg zu nachhaltigen Bauprojekten, vom ersten Planungsschritt bis zur erfolgreichen Zertifizierung. Wir helfen Ihnen dabei, die komplexe Kosten-Nutzen-Abwägung für Ihr individuelles Projekt vorzunehmen, die passenden Fördermöglichkeiten zu identifizieren und den Zertifizierungsprozess wirtschaftlich optimal zu gestalten. Lassen Sie uns gemeinsam prüfen, wie sich Nachhaltigkeit für Ihr Projekt rechnet – und wie Sie dabei langfristig profitieren. Rufen Sie uns gern an oder schreiben Sie uns: Kontakt | Diederichs
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